Die Chronik des Turnverein
Der Turnverein Ihringen im Spiegel der "Breisacher Zeitung"
Eine unvollständige Chronik, jedoch die ältesten Nachrichten über den TVI die heute noch aus dem Gründungsjahr 1921 zur Verfügung stehen.
Aus der Breisacher Zeitung vom 8. September 1921
... Der Neugegründete Turnverein welcher infolge der gesteigerten Preise, sehr hohe Unkosten hat, um sich seine Geräte zu beschaffen, durfte sich einer namhaften Spende von einem Gönner erfreuen.
Die bekannte Weinhandlung, Gebr. Hüglin in Freiburg, welche hier große Kellereien und am Winklerberg ein ausgedehntes Rebgut besitzt, hat dem Verein den schönen Betrag von Mk. 500,- überwiesen, dafür sei der Firma der herzlichste Dank ausgesprochen. Mögen sich noch mehr Freunde des Vereins finden, welche ihm fördernd und helfend zur Selte stehen. Die Hallenfrage des Vereins wurde nun auch gelöst. Als Uebungsraum für die Turner, wird der Saal des Gasthauses zum Engel benutzt werden, wo selbst auch das Vereinslokal seinen Sitz erhalten wird ...
Breisacher Zeitung vom 22. September 1921
... Eine kürzlich gebrachte Notiz des hiesigen Turnvereins von einem Gönner der Turnsache ist dahin richtig zu stellen, daß die überwiesene Spende von der Weinhandlung Hugo Hüglin, Freiburg gestiftet wurde. Der Betrag ist zur Anschaffung von Turngeräten vorgesehen, bereits ist es dem Verein gelungen, ein Reck, Barren, Matten und Stäbe zu beschaffen. Der Verein hat seine Winterarbeit im Gasthaus zum Engel schon aufgenommen und hält dort seine regelmäßigen Turnstundenproben ab. Als neue Aufgabe tritt für den Verein die Gewinnung eines Sportplatzes heran, welche hoffentlich bis zum nächsten Frühjahr gelöst sein wird. Der Verein wirbt zur Zeit in weiteren Kreisen der Einwohnerschaft für neue Mitglieder um denselben auf guten Boden zu stellen ...
Ihringen am Samstag den 10. Dezember 1921
Den Beginn der hiesigen Vereinsfestlichkeiten machte der hiesige Turnverein mit der Gründungsfeier:
Im geräumigen Engelsaal haben sich die aktiven und passiven Mitglieder des Turnvereins eingefunden und zwar so zahlreich, daß verspätete Besucher nur mit Mühe noch ein Plätzchen erhielten. Dier hiesige Musikverein hatte für den Abend wieder seine Mitwirkung zugesagt und beehrte das reichliche Programm mit seinen munteren Weisen, welche für den Abend noch die richtige Stimmung brachte. Eingeleitet durch den Festmarsch begann die
Feier Der 1. Vorsitzende des Vereins, Herr Dr. Heger hielt die Begrüßungsansprache, dabei betonte er insbesondere, daß es dem Verein gelang nach der kurzen
Gründungszeit so rasch in die Höhe zu kommen. Er dankte allen, weiche zur Entstehung des Vereins beigetragen und forderte die Anwesenden auf, weiter mitzuhelfen am Blühen und Gedeien desselben. Zugleich sprach er den Mitwirkenden seinen Dank aus für alle Opfer
an Zeit und Mühe zu dieser Veranstaltung. Er schloß mit dem Wunsche, die Feier möge dazu
beitragen, noch mehr Freunde für die edle Turnsache zu
gewinnen.
Die einzelnen Leistungen der Turner zeigten, daß dieselben schon vieles gelernt haben. Manche schöne Uebung am Reck und Barren wurde vorgeführt und zeugte vom eisernen Fleiß. eine aufgestellte Pyramide löste ebenfals reichen Beifall aus.
Der 1. Turnwart, Herr F. Nußbaumer hatte sich mit treuer Hingebung und Geduld der schwierigen Aufgabe unterzogen welche nun die guten Erfolge bezeugten. Für den weiteren Verlauf des Programms trugen noch einige Gäste der Freiburger Turnerschaft bei. Herr Balser führte schöne Keulenuebungen vor, welche große Meisterschaft bewiesen und Staunen erregten. Auch an Reck und Barren zeigten die Freiburger Gäste die schwierigsten Uelbungen, wofür reicher Beifall gezollt wurde. Zur allgemeinen Unterhaltung trug Herr Brecht bei, welcher mit seinen komischen Vorträgen den Abend verschönte. Nach Schluß der Feier begann für die Jugend der gemütliche Teil; bis in die Morgenstunden huldigten die Turner dem Tanze. So verlief das Fest zur Zufriedenheit wozu auch Küche und Keller des Engelwirts seinen guten Teil beigetragen hat.
Soweit die Veröffentlichungen der Breisacher Zeitung aus dem Jahr 1921.
Die Gründung und Auflösung vor dem Zweiten Weltkrieg
Die Gründung des Turnvereins in Ihringen muß man sicher
im Zusammenhang mit den in den Nachbarorten
gegründetenTurn- und Sportvereinen sehen.
Schon 1920 Hat sich der Reichsbund für Leibesübungen
darum bemüht, das die militärischen Exerzierplätze und
Schwimmhallen für Sportvereine freigegeben werden.
Auch das Bezirksamt in Breisach konnte schon 1920 den
Exerziersplatz dem neu gegründeten (FC Sport)
zurVerfügung stellen. Jahresmiete 120 Mark.
Im Sommer 1921 wurde in Bad Krozingen ein großes
Turn- und Sportfest veranstaltet. Mit Sicherheit haben
Turner aus Ihringen teilgenommen. Man muß davon
ausgehen, daß zwischen der Vereinsgründung und der
Gründungsfeier einige Zeit vergangen ist. Anders lassen
sich die guten Kontakte zu den Turnern aus Freiburg nicht
verstehen.
Die Turnübungen des Turnvereins wurden am Anfang im Engel-Saal veranstaltet. 1925 strebte der Turnverein den Bau einer eigenen Turnhalle an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Platzfrage wurde die Halle 1927 fertiggestellt und festlich eingeweiht. Die "neue Halle'' war eine Militärbaracke, die in Burkheim ab- und in Ihringen wieder aufgebaut wurde.
Der Verein hat die nächsten Jahre trotz Inflation und Bankenkrach überstanden wurde jedoch, wie alle Vereinigungen in Deutschland, am 15. Juli 1935 zwangsweise aufgelöst. Der Verein mußte in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL) eintreten.
Der Zweck des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen war die leibliche und
charakterliche Erziehung der in den Mitgliedsorganistationen
zusammengeschlossenen Deutschen durch planvoll betriebene Leibesübungen
und Pflege des Vollksbewußtseins im Geist des nationalsozialistischen Staates !
Auch diese Jahre hat der Turnverein überstanden. Am 30. Januar 1950 gründeten
die Herren Adolf Kölbele, Fritz Konstanzer, Wilhelm Mössner, Karl Gugel, Fritz
Leonhardt, Josef Bährle und Fugen Willhauck wieder den Turnverein Ihringen.
Die Generalversammlung war ca. 2 Jahre später am 2. März 1952.
(F. P. Maercker)
Die Wiedergründung des Turnvereins nach dem zweiten Weltkrieg
Nach einem fast dreijährigen Turnverbot wurde durch Erlaß der französischen Militärregierung ab 1 . Januar 1948 das Turnen wieder erlaubt. Dies jedoch nur in Abteilungen der bestehenden Sportvereine.
Die Personen, welche sich um die Wiedergründung des Vereins bemühten, mußten sich einem Verfahren über die politische Säuberung unter-werfen. So wurde dem späteren 1.Vorsitzenden Adolf Köbele,Tapeziermeister, am 17. September 1947 das Ergebnis des Verfahrens mitgeteilt: Gruppe A, ohne Maßnahmen. Dies war notwendig, um als Vorsitzender den Verein (wieder-)zu gründen und führen zu dürfen.
Am 26. Januar 1950 forderte der Vorsitzende des "alten Vereins", Joseph Bährle, die Freigabe des Vereinsvermögens von der Finanzverwaltung. Die Rückgabe war aber erst möglich, als der Verein formell wiedergegründet wurde. Dazu waren viele Vorbereitungen und Formalitäten zu erledigen.
Die Gründungsversammlung fand am 13. Mai 1950 statt. Die erste Bestandsmeldung an den Deutschen Turnerbund weist folgende Zahlen auf:
unter 18 Jahren | über 18 Jahren |
![]() |
Gesamtzahl: 61 Mitglieder |
|
Männer | 20 | 8 | ||
Frauen | 25 | 8 |
In der ersten Zeit nach der Wiedergründung wurde im "Hirschen-Saal'' geturnt. Aus einem Bericht des damaligen Männerturnwarts Hans Schneider geht hervor, daß durchschnittlich 17 Turner dieTurnstunde besuchten.
Um die einzelnen Paragraphen des Mietvertrages wurde hart gekämpft. So mußte der Vermieter Josef Burger, der auch Wiedergründungsmitglied war, seinen Entwurf in mehreren Punkten ändern. Die Monatsmiete betrug im Sommerhalbjahr 70,- DM, im Winterhalbjahr 80,- DM. Klärle Jakob leitete die Frauenabteilung.
Im Jahre 1951 nahm der TVI mit 77 Turnfestbesuchern am Landesturnfest in Offenburg teil. 39 Turner, 22 Turnerinnen und Jugendturnerinnen nahmen an den Wettkämpfen teil.
Mit mehreren Schreiben forderten die Vorstandsmitglieder die Rückgabe der vereinseigenen Turnhalle von der Gemeinde, die diese verpachtet hatte. Es wurde darin ein Kino betrieben. Die Halle stand auf einem gemeindeeigenen Grundstück. Die Forderung allerdings, die der Gemeinde zugeflossenen Pachterträge seit dem 30. August 1946 dem Verein zur Verfügung zu stellen, lehnte der Gemeinderat strikt ab.
Aus dem Protokoll der Generalversammlung vom 2. März 1952 geht hervor, daß in der Turnhalle eine Mauer errichtet werden sollte, die einen Teil vom Kino abtrennte. Dieser nun gewonnene Turnraum mit ca. 100 qm war fortan die Übungsstätte derTurner Erst als das Kino im "Hirschen-Saal" installiert wurde, stand die gesamte Turnhalle wieder dem Turnverein zur Verfügung.
Die Wahlen dieser Generalversammlung ergaben folgende Vereinsleitung:
1. Vorsitzender: | Adolf Köbele |
2. Vorsitzender: | Richard Späth |
Schriftwart: | Adolf Schneider |
Kassenwart: | Joseph Bährle |
Oberturnwart: | Eugen Willhauck |
Männerturnwarte: | Max Köbele und Fritz Schüßleder |
Jugendturnwart: | Hans Reinbold |
Frauenturnwartin: | Klara Jakob |
Turnwart Jugendturnerinnen: | Hans Schneider |
Turnwartin Schülerinnen: | Elsa Schneider |
Gerätewart: | Fritz Schüßleder |
Beisitzer: | Wilhelm Mößner Fritz Konstanzer Fritz Leonhardt Otto Burtsche Otto Schweizer Lina Bieler |
Vereinsdiener: | Fritz Ortolf |
Die Mitgliedermeldungen an den Sportbund:
1952 | 160 Mitglieder |
1967 | 488 Mitglieder |
1987 | 554 Mitglieder |
1993 | 719 Mitglieder |
Hierbei handelt es sich um die jeweils "aktiven" Mitglieder.
Die Begeisterung für das Turnen war nach Wiedergründung sehr groß. Es wurde fleißig für Wettkämpfe trainiert. Aber auch die Unterhaltungsabende im Winter gehörten zum Programm des Vereins. Besondere Höhepunkte waren die TeiInahmen an DeutschenTurnfesten. München 1958 war für viele Turnerinnen und Turner ein besonderes Erlebnis. Viele blieben derTurnsache treu.
In den turnerischen Mehrkämpfen wurde auch die Leichtathletik gepflegt und trainiert, Dies führte 1958 dazu, das Leichlathleten an den Wettkämpfen des Südbadischen Leichtathletikverbandes teilnahmen. Der TV Ihringen durfte auf besonderen Antrag Mitglied des Kreises Emmendingen werden. Hans Gugel war der erste Leichtathletikwart. Anfang der 60er Jahre wurden mit mehreren Vereinen Kontakte aufgenommen, um gemeinsame Vergleichskämpfe durchzuführen. Diese werden teilweise auch heute noch gepflegt. TSV Kleinengstingen, SV Mariazell, TV Oberndorf, TSV Solingen- Aufderhöhe, um nur einige zu nennen.
Die vielbeschworene deutsch-französische Freundschaft wurde vom TVI schon früh in die Praxis umgesetzt. Oberturnwart Hans Gugel nahm mit mehreren Vereinen im Elsaß Kontakte auf, aus denen sich dauerhafte freundschaftliche Beziehungen entwickelten. Unvergessen sind die Zusammentreffen mit dem TV SouItz, TV Guebwiller undTV Pfastatt. Unsere Turnerinnen hatten zu diesem Zeitpunkt einen beachtlichen Leistungsstand, so daß sich auch spannende Wettkämpfe ergaben.
1972 gab der TVI seine eigene Turnhalle zu gunsten eines Hallenneubaues der Gemeinde auf. Die Trainingsbedingungen wurden dadurch etwas besser, die Anzahl der Abteilungen und Gruppen nahm zu, so daß auch diese Halle bald wieder zu klein war.
1973 wurde die Tischtennis-Abteilung wiedergegründet. Nach den Olympischen Spielen 1972 in München nahm das Volleyballspiel einen großen Aufschwung. Thomas Gaisser gründete eine Volleyballabteilung.
1978 konnte die Schulsportanlage für die Leichtathletik in Betrieb genommen werden. Lange hatten die Verantwortlichen des TVI mit der Gemeindeverwaltung verhandelt, bis es endlich soweit war. Die mit Kunststoff ausgelegte Anlage bot fortan gute Trainingsbedingungen für die Leichtathletik. Viele Wettkämpfe mit guter auswärtiger Beteiligung wurden darauf durchgeführt. Die Liste der Platzrekorde verzeichnet illustre Athleten.
Die Flutlichtanlage wurde in eigener Regie vom TV
Ihringen erstellt.
Auch Skilaufen wurde vom TVI gepflegt. In zahlreichen
Kursen haben hunderte von Kindern und Erwachsenen
das Skifahren gelernt. Anfangs ging es meist mit zwei
Bussen nach Muggenbrunn, wo die Skikurse abgehalten
wurden. Den Abschluß bildete immer das
Abschlußrennen mit Vereinsmeisterschaft und zünftiger
Siegerehrung.
Später kam noch eine Kanu-Abteilung hinzu und als Jüngsten Sproß haben wir eine Radsportabteilung.